Twitch: mehr Details zum neuen DJ-Programm

Twitch hat ein paar neue Informationen zum neuen DJ-Programm veröffentlicht, welches nächste Woche Donnerstag, also am 01.08.2024 startet.

Dieses Programm ist die Reaktion darauf, dass seit Jahren ungeklärt ist, wie man eigentlich „legal“ auf Twitch Musik streamen darf. Mit Beginn der Corona-Pandemie ging für viele DJs quasi die Welt unter, Events und damit deren Auftritte wurden abgesagt und einige Leute und sogar Unternehmen mussten um ihre Existenz bangen.
Da kam das Streaming auf Twitch gerade recht. Und die Musik-Industrie so: „Are we a joke to you?“

Twitch ging dazu über, aus eigener Tasche Geld an die Urheberrechtsinhaber abzuführen, um etwaige Gerichtsprozesse abzuwehren. Dies wird auch zum Teil so bleiben, aber zukünftig teilen sich der Streamer und Twitch diese Abgabe.

Am Spannendsten und auch am besten fand ich den Punkt, dass man als DJ ein Opt-in für das DJ-Programm machen muss. Macht ein Streamer dies nicht, gibt es deutlich schneller Strikes, bis hin zur Sperrung des Kanals. Die Teilnahme an diesem Programm soll zukünftig dafür sorgen, dass man keine VoD- und Clip-Features mehr auf dem Kanal hat. Selbst nicht, wenn auf dem Stream gerade gespielt wird.

Apropos: der für das Programm aktivierte Account führt IMMER von allen Einnahmen über Twitch (also über Subs, Bits, etc.) den prozentualen Anteil an die Rechteinhaber ab, egal ob der Kanal gerade Musik streamt, ein Spiel spielt oder „Just Chatting“, IRL, etc. überträgt. Dafür steht den Streamern frei, Zweitkanäle zu betreiben, mit denen sie dann Einnahmen ohne die Abgabe generieren können. Aber dafür müssen diese Kanäle natürlich erst einmal die Reichweite einsammeln.

Ein weiterer schöner Punkt ist, dass Streams, die zum Beispiel „Just Chatting“ streamen, aber im Hintergrund Musik eines DJs laufen lassen — da gibt es ein paar berühmte Beispiele zum Beispiel aus einer Bremer Kneipe — müssen auch am DJ-Programm teilnehmen. Ansonsten gilt wieder die Strike- und Sperrgeschichte. Das wird so lustig.

Es gibt erst mit Beginn des Programms einen prozentualen Wert, der vor Auszahlung durch Twitch abgezogen wird. Die aktuell im Umlauf befindlichen Zahlen liegen bei ungefähr 20% des Umsatzes. Also von knapp € 5 für einen Sub, werden bei der üblichen 50-50-Regelung die üblichen € 2,50 von Twitch einbehalten plus ein weiterer Euro für die Abgabe an die Rechteinhaber. Es kommt also ungefähr € 1,50 beim Streamer an. Diese Werte sind natürlich nur grobe Werte, da durch die Umrechnerei zwischen US-Dollar und Euro oft weniger ankommt.
Dafür ist man aber auf der sicheren Seite.

Was ich dann noch spannend finde: es wird eine Künstler-Blacklist geben, die über oder mit ihrer Plattenfirma nicht an diesem Rechteinhaber-Thema bei Twitch teilnehmen. Da sind derzeit nur grob geschätzt knapp über 70 Künstler weltweit auf der Liste. Das ist nicht viel und wird kaum auffallen. Allerdings wurde als Beispiel der Künstler Prince, Tafkap oder wie auch immer er zeitweise gerade hieß, genannt.

Zukünftig wird Twitch auch Fingerprinting der Musik durchführen. Das heisst, wenn Pre-Releases gespielt werden, die nicht auf einer Whitelist bzw. einem Katalog zur Freigabe stehen, bekommt der DJ schwer einen auf den Deckel. Dieses Fingerprinting wird verwendet, um entsprechend die Gelder auf die Künstler sinnvoll zu verteilen.

Und was passiert mit eigener Musik oder Mashups, also fremder Musik, die mit anderer Musik vermischt wird? Das soll wohl angeblich erstmal kein Problem darstellen. Mal schauen, wie gut das Fingerprinting arbeitet. Wenn es so super ist, wie bei YouTube, wird’s richtig witzig. Aber ohne VODs ist das nur halb so wild, da einem ja nicht die Monetarisierung genommen wird.


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